Bastionen fallen: Erst JP Morgan, dann – die Post!

Ausgerechnet JP Morgan also. Die JP Morgan Bank, deren Big Boss, Jamie Dimon, zu den berüchtigten Kryptokritikern der Finanzwelt zählt – der noch im September 2017 Bitcoins als Betrug bezeichnete und spottete: „I couldn’t care less about Bitcoins“ – er könne gar nicht weniger an Bitcoins interessiert sein.
Wenig später musste Dimon zurückrudern und gestand ein, dass Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum sowie Ripple doch ein bleibendes Phänomen darstellen („here to stay“). Und jetzt die vollständige Kehrtwende.

Vorhang auf für die JPM Coin

Wie gestern JP Morgan offiziell mitteilte, hat die Bank ihre eigene Kryptowährung entwickelt, die nun an einer kleinen Auswahl an Kunden getestet wird. Laut dem deutschen Handelsblatt hat das Geldinstitut dazu einen dreistelligen Millionenbetrag aus den insgesamt 31 Milliarden (!) US$ Gewinn 2018 in die Entwicklung investiert. Dazu habe man mit Ethereum-Machern eine eigene Blockchain namens Quorum aufgebaut und die JPM Coin draufgesetzt.
Wozu die Coin eingesetzt wird, war zu erraten: Sie wird ausschließlich intern verwendet, ist 1:1 an den Dollar gebunden (also eine Stablecoin) und wird nicht B2C etwa an Kryptobörsen angeboten.
Die JPM Coin dient also lediglich als interner Verrechnungs-Turbo. So sollen internationale JP-Morgan-Kunden davon profitieren, dass Zahlungen, die bis jetzt mehrere Tage dauern und Währungsumtausch notwendig machen, bald mit einem gemeinsamen Krypto-Nenner innerhalb von Minuten durchgeführt werden können.
So sollen alle davon profitieren, dass Transaktionen am Rücken von Quorum manipulationssicher, schnell und günstig ablaufen. Eine Bank, die mehr als 30 Milliarden Dollar Gewinn pro Jahr macht, wird auch hier einen Weg finden, das veschlankte Prozedere mit einem entsprechenden Spesenmodell zu hinterlegen. (Bevor die Kunden draufkommen, dass sie eigentlich gar keine Bank mehr für einen Kryptotransfer brauchen.)

Die härtere Nuss als JP Morgan wartete in Österreich!

Gewiss, wenn die größte Bank der USA ihre eigene Coin einführt, schlägt das Wellen. In der Aufregung um diese Breaking News darf allerdings eine andere Meldung nicht untergehen: Die österreichische Post stellt – in Kooperation mit dem Produzenten der ATMs, Kurant GmbH – in immerhin drei Filialen demnächst Bitcoin-Automaten auf! Das ist insofern bemerkenswert als man der Post nachsagt, sich in einem noch vorsichtigeren Tempo progressiven Themen anzunähern als Banken. Also ungefähr wie der Vatikan.
Zu unrecht, wie’s scheint!

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Sascha Bém
Sascha Bém
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