Wiener Start-up: Forensikspezialisten mit kommerzieller Anwendung gegen Krypto-Kriminalität

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Kryptowährungen haben ein schlechtes Image. Neben dem enormen Energieverbrauch (siehe unser Themenschwerpunkt Krypt und Nachhaltigkeit) hält sich vor allem ein Vorurteil hartnäckig: Die wichtigsten Kryptowährungen werden vor allem für illegale Geschäfte verwendet.

Das ist faktisch falsch: Immer noch wird bei weitem mehr Fiatgeld (tendenziell US Dollar) gesetzeswidrig bewegt als auf der Blockchain.

Laut „Crypto Crime Report“ von Chainalysis sind gerade mal 0,34% der Bewegungen von Kryptowerten illegalen Geschäften zuordenbar. Das sind bei einem Krypto-Gesamthandels-Volumen 3 Billionen Dollar zwar immer noch 10 Milliarden Dollar, aber selbst diese Zahl ist im internationalen Geldwäsche-Business Kleingeld. Laut Schätzungen der Vereinten Nationen werden nämlich jährlich 800 Milliarden bis 2 Billionen US-Dollar gewaschen.

Das Image, das Bitcoin & Co. dunkle Geschäfte am Laufen halten, lässt sich also durch Zahlen nicht bestätigen.


Und auch technisch ist das falsch: Abgesehen davon, dass Kryptobörsen mittlerweile strikte Know-Your-Customer-Regularien erfüllen, ist es vor allem die grundlegende Technik von Kryptowährungen, die sie für illegale Geschäfte höchst ungeeignet macht:

Alle jemals in Kryptowährungen durchgeführten Transaktionen sind in der Blockchain öffentlich einsehbar.

Diese Transparenz ermöglicht unter anderem die systematische Analyse von Zahlungsströmen. Und genau diesem Thema widmet sich ein Wiener Startup.

Die vom Forschungsteam rund um Ross King und Bernhard Haslhofer entwickelten und bereitgestellten Algorithmen ermöglichen, globale Ransomware-Attacken, Erpressungsversuche und Transaktionen mit Geldwäschepotential in der Blockchain nachzuweisen. Damit werden die notwendigen Anforderungen an moderne Forensik im Zusammenhang mit Kryptowährungen erfüllt.

Ziel: Führender Krypto-Asset-Analyst Europas

Mit der Gründung der Iknaio Cryptoasset Analytics GmbH bietet das Team diesen Dienst nun auch kommerziell an. Kund:innen, etwa aus dem Finanzwesen oder Einrichtungen zur Betrugsbekämpfung, können ihre Forensik-Workflows hochautomatisiert und unter Wahrung der vollen Datenhoheit umsetzen lassen. Die Server-Infrastruktur wird in Österreich gehostet und betrieben.

„Unser Fokus liegt auf der Forensik“, erklärt Iknaio-Geschäftsführer Karl Zettl das Konzept und die aktuelle Strategie des Start-ups. „Dafür arbeiten wir weltweit mit Unternehmen im Sicherheitsbereich bis hin zu Strafverfolgungsbehörden zusammen. Der Dienst ist skalierbar, sodass wir für jede Anforderung das passende Paket schnüren können, von Single-User-Lizenzen bis hin zur gehosteten Komplettlösung.“

Kryptowährungs-Forensik gleiche „der Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, ergänzt Bernhard Haslhofer, Leiter „Cryptofinance“, einer gemeinsamen Arbeitsgruppe vom Complexity Science Hub Vienna (CSH) und dem AIT Austrian Institute of Technology. Er beschäftigt sich derzeit hauptsächlich mit der Erforschung dezentraler Finanzprodukte (Stichwort: DeFi) und meint: „Niemand weiß derzeit genau, wie diese Finanzprodukte eigentlich funktionieren und zusammenhängen. Wir brauchen also kluge Köpfe, die die darunter liegenden Konzepte verstehen und auch die anfallenden Daten beherrschen. Mit unserem Forschungsteam – und nun auch unserem Start-up – sind wir in diesem Bereich weltweit ganz vorne mit dabei.“

Niemand weiß derzeit genau, wie diese Finanzprodukte eigentlich funktionieren und zusammenhängen.“

Bernhard Haslhofer, Iknaio Cryptoasset Analytics GmbH und Leiter Cryptofinance am Complexity Science Hub Vienna (CSH) & AIT Austrian Institute of Technology

Noch im ersten Quartal 2022 wird GraphSense als professionell betriebenes Service erhältlich sein.

„Derzeit bieten wir die Analyse unter anderem für Bitcoin- und Ethereum-Transaktionen an“, so Haslhofer. „Und unser Team arbeitet unter Hochdruck auch schon an Erweiterungen. Demnächst soll es möglich sein, die internen Abläufe von Smart Contracts zu analysieren, um so zum Beispiel die Funktionsweise komplexer, dezentraler Finanzprodukte besser zu verstehen.“ „Iknaio soll in den kommenden drei Jahren der führende Anbieter für Kryptoasset-Analysen in Europa werden“, so Karl Zettl.

Übrigens: Von den eingangs erwähnten 0,34% illegalen Krypto-Bewegungen sind mehr als die Hälfte dieser Transaktionen nur 270 Adressen zuzuordnen. Mit kommerziellen Forensik-Anwendungen wird’s wohl für so manchen Bitcoin-Schieber in Zukunft eng.

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Sascha Bém
Sascha Bém
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