Krypto ETFs geben traditionellen Anlegern die Möglichkeit, in Kryptowährungen zu investieren, ohne sich dabei auf einer Krypto-Börse anmelden oder eine Wallet einrichten zu müssen.
Für alle, die nicht unbedingt selbst Bitcoin kaufen, in Ethereum investieren oder in Tether anlegen möchten, aber dennoch von den Kursdynamiken profitieren möchten, könnte das doch ein interessantes Thema sein… Oder?
In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wichtige, was Sie über ETFs auf Kryptowährungen wissen müssen.
Was ist grundsätzlich ein ETF?
ETF steht für „Exchange Traded Funds“. Dabei handelt es sich um einen börsengehandelten Indexfonds, die einen zugrundeliegenden Index abbilden. Der Index ist ein Wertpapierkorb, also eine Sammlung von verschiedenen Aktien und Aktienindexes.
Indexfonds sind besonders bei Sparern und vorsichtigen Anlegern beliebt. Da der Korb aus mehreren Aktien besteht, verringert sich das Risiko eines Gesamtverlustes.
Zumeist fokussieren sich die Indexfonds auf bestimmte Bereiche, wie Technologien oder Branchen. Sie können aber auch einen ganzen Markt oder bestimmte Investmentstrategien verfolgen.
Die Entwicklung dieses Indexfonds wird 1:1 abgebildet. Währenddessen erhalten die Anleger eine Rendite. Steigt der Wert des ETFs, dann steigen auch die Renditen. ETFs werden auf den großen, regulierten Börsen gehandelt. Gleichzeitig dienen sie als Messlatte. Der deutsche Indexfonds DAX zum Beispiel gilt als Barometer der deutschen Wirtschaft.
… und im Krypto-Business?
Lange Zeit war es rechtlich unsicher, wann und in welcher Form es Krypto ETFs geben wird. Die Behörden der jeweiligen Länder müssen erst ihre Zustimmung geben, bevor ein Indexfonds auf Kryptowährungen gehandelt werden kann.
Bis dahin gab es nur ETFs auf Unternehmen, die in Kryptowährungen involviert waren. Das waren Startups im Bereich der Kryptos, Mining-Unternehmen oder Hersteller von Mining-Hardware. Zwar sind diese mit den Entwicklungen am Krypto-Markt verbunden, doch richtige Krypto ETFs sind es nicht.
Wer Geld in einen Krypto ETF anlegt, der erhält dann eine Rendite. Der wirkliche Besitzer der Kryptowährung wird man dadurch allerdings nicht. Der Anbieter des ETFs besitzt die Kryptowährungen und lässt einen an der Wertentwicklung teilhaben.
Wie funktionieren sie? Was genau kauft der Anleger?
Das Problem bei Kryptowährungen: Es gibt keine Aktien von ihnen. Das ist auch nicht möglich, da Kryptowährungen keine Unternehmen sind, sondern dezentral und unabhängig von solchen Strukturen existieren. Die Menschen, die an den Coins und Tokens arbeiten, tun das häufig freiwillig, oder man organisiert sich in Non-Profit-Stiftungen.
Stattdessen besteht ein Krypto ETF aus einem Bündel an Kryptowährungen, eine Menge an Coins und Tokens in einem Fonds. Diese Menge ist dann der Index. Anleger in den ETF profitieren dann von der Wertsteigerung der Kryptowährungen in dem Fonds: Steigt der Wert der Kryptowährungen, dann steigt auch der Wert des Indexfonds und damit die Renditen. Sieht die Lage am Krypto-Markt gerade schlecht aus, dann sinkt auch der Wert des Indexfonds.
In der Regel sind ETFs breit gestreut. Damit sind Totalverluste eher selten der Fall. Selbst wenn ein Unternehmen, das von dem Indexfond abgebildet wird, herbe Verluste hinnimmt, dann gleichen die anderen Unternehmen im Fonds das wieder aus.
Bei einem Indexfonds allein auf Bitcoin besteht diese Absicherung nicht. Sollte der Kurs von Bitcoin crashen, dann zieht es den gesamten Index mit sich hinunter. Umgekehrt gilt das auch für steigende Bitcoin-Kurse, dann zieht der Index mit.
Mit den Kryptowährungen an sich muss sich der Käufer nicht beschäftigen. Er braucht weder eine Wallet, noch muss er sich mit den Online-Handelsplätzen für Kryptowährungen auseinandersetzen. Krypto ETFs werden dort verkauft, wo er auch reguläre ETFs kaufen kann.
Gibt es Krypto ETFs im deutschsprachigen Raum?
Die schlechte Nachricht vorneweg: Einen Krypto ETF gibt es in Deutschland derzeit nicht. Das liegt an den strengen Regulierungen. Zwar gibt es in ein paar Ländern bereits Exchange Traded Fonds auf Kryptowährungen, allerdings müssen diese in Deutschland noch zugelassen werden.
Was es allerdings gibt, das sind ETFs auf Unternehmen, die sich mit der Blockchain-Technologie beschäftigen oder auf eine andere Weise mit Kryptowährungen zu tun haben.
Abgesehen davon gibt es noch Alternativen wie Krypto ETNs („Exchange Traded Notices“) oder ETCs („Exchange Traded Commodities“). Ein in Deutschland zugelassener Exchange Traded Commodity wäre der BTCetc Bitcoin Exchange Traded Crypto (ISIN: DE000A27Z304), der es einem Anleger erlaubt, von der Wertsteigerung von Bitcoin zu profitieren. Der ETC ist mit echten Bitcoin hinterlegt.
Eine weitere Option sind die Finanzprodukte von Grayscale, wie dem Grayscale Bitcoin Investment Trust (WKN A2PB2L) oder dem Grayscale Digital Large Cap Fund (KYG407051088). Bei ersterem handelt es sich um eine Aktie, der Fonds hingegen besteht aus einer Reihe von Kryptowährungen wie: Bitcoin (BTC), Ethereum (ETH), Ripple (XRP), Bitcoin Cash (BCH), Litecoin (LTC).
Zu den ETN gehören die Finanzprodukte von Amum, wie der Amum Crypto Basket (WKN: A2TT3D) oder der Amum Bitcoin Suisse BTC/ETH (WKN: A22FMC). ETNs sind Schuldverschreibungen ähnlich, mit denen man in Rohstoffe investiert.
Ähnlich Partizipationsmodelle sind auch in Österreich erhältlich.
Welche Vorteile haben ETFs?
ETFs erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Für dieses Finanzprodukt sprechen gleich mehrere Punkte. Es ist vorauszusehen, dass ETFs immer gefragter werden. Das gleiche sollte auch auf Krypto ETFs zutreffen.
Niedrige Kosten: Die Gebühren für ETFs liegen in der Regel zwischen 0 % und 0,8 %. Damit sind sie wesentlich kostengünstiger als aktive gemanagte Aktienfonds. Zusätzliche Kosten wie ein Aufgabeaufschlag entfallen.
Liquidität: ETFs lassen sich recht schnell und ohne großen Aufwand wieder verkaufen. Das liegt daran, dass sie über die Börse gehandelt werden, anstatt mit der Fondsgesellschaft.
Sondervermögen: ETFs gelten als Sondervermögen und werden daher getrennt vom Vermögen der Fondsgesellschaft aufbewahrt. Im Falle eines Konkurses sind die ETFs nicht betroffen.
Breites Portfolio: ETFs bilden häufig ganze Bereiche und verschiedenste Unternehmen ab. Durch die breite Streuung wird das Risiko vermindert. Auf Krypto ETFs, die nur eine Kryptowährung abbilden, trifft das jedoch nicht zu.
Niedrige Einstiegskosten: Auch Kleinanleger können mit ETFs Erfolg haben. Die breite Streuung der Indexfonds erlaubt es einen, mit wenig Kapital in mehrere Sparten zu investieren. ETF-Anteile sind für wenig Geld zu haben.
Welche Nachteile haben ETFs?
Nicht für kurzfristige Gewinne geeignet: ETFs sind in der Regel nicht dafür prädestiniert, nach kurzer Zeit wieder verkauft zu werden, um Gewinne zu erzielen. Erst bei einer Anlagedauer von mehreren Jahren lohnt sich der Einstieg.
Tracking-Differenz: Insbesondere bei physisch hinterlegten ETFs können sich Nachteile entwickeln, wenn sich die Gewichtung und der Wert der hinterlegten Assets verändern. Dann entstehen zusätzliche Transaktionskosten.
Sind ETFs teuer? Welche Gebühren fallen an?
Ein Grund für die wachsende Beliebtheit von ETFs sind die niedrigen Einstiegskosten und die niedrigen Gebühren. Entscheidende Faktoren sind die Handelsgebühren, der Spread und die Verwaltungskosten.
Die Handelsgebühren hängen von dem Broker oder der Depotbank ab. Pro Transaktion können die Anbieter eine Ordergebühr erheben. Hier entscheidet also, wo der Krypto ETF gehandelt wird. Manche Plattformen bieten Flatrates oder niedrige Pauschalgebühren an. Der Spread ist bei vielen ETFs eher niedrig im Vergleich zu anderen Finanzprodukten und liegt oft bei 0,1 %.
Aber Vorsicht: Der Spread ist nicht immer sofort ersichtlich. Die Verwaltungskosten werden an den Manager des Fonds gezahlt. Da ETFs passiv gemanagt werden, liegen die Kosten hier wesentlich niedriger als bei aktiv gemanagten Fonds.
Pauschal lässt sich nicht sagen, dass ETFs immer günstiger sind als reguläre Fonds oder Aktien. Das kommt auch auf den Anbieter und die eigenen Strategien an. Mit ETFs lässt sich allerdings mit recht wenig Geld einsteigen und es lassen sich über einen längeren Zeitraum durchaus gute Renditen erzielen.
ETF oder Kryptowährungen direkt kaufen: Für wen eignet sich welche Variante?
Ein Krypto ETF empfiehlt sich für Menschen, die pflegeleichte Investments bevorzugen sowie institutionelle Anleger, die es gewohnt sind, über ihre Depotbank oder über traditionelle Börsen ihr Geld anzulegen. Sie wollen sich nicht auf den Krypto-Exchanges anmelden oder Kryptowährungen selber verwahren müssen.
Außerdem sind sie an passiven Einnahmen mithilfe des Krypto ETFs interessiert. Sie wollen regelmäßige Renditen, nicht Bitcoin kaufen und dann wieder verkaufen müssen, um einen Gewinn zu erzielen. Am wichtigsten ist jedoch, an der Wertsteigerung der Kryptowährungen über gewohnte Wege teilhaben zu können.
Wer allerdings im Internet heimisch ist und auch mal neue Dinge ausprobiert, für den könnte der direkte Kauf von Kryptowährungen die bessere Wahl sein. Das beinhaltet auch die Anmeldung an Krypto-Börsen und die Verwaltung des eigenen Guthabens mit einer Wallet.
Wer Bitcoin und Co. direkt kauft, kann diese aufbewahren und zu einem späteren Zeitpunkt teuer verkaufen. Oder er staked (siehe Staking Kryptobörsen) diese und generiert dadurch ein passives Einkommen.
Wenn Sie noch nie etwas mit ETFs, Aktien und Depotbanken zu tun gehabt haben, dann könnte der direkte Kauf von Kryptowährungen ein leichterer Einstieg sein. Dafür steigt allerdings auch das Risiko. Schließlich handelt es sich noch immer um einen kaum regulierten Markt.
In welche Kryptowährungen investieren die ETFs?
Bislang fokussieren sich Krypto ETFs auf die größten Kryptowährungen. Vornehmlich geht es dabei um Bitcoin. Es lässt sich allerdings auch in ETFs auf Ethereum, Bitcoin Cash oder Ripple investieren. Also die schon länger etablierten, größeren Altcoins.
Man kann nicht erwarten, dass vielversprechende Newcomer schnell ihren Weg zu den ETFs finden werden. Dafür ist der bürokratische Aufwand zu hoch und zu langwierig und die Fondsgesellschaften wollen einen Krypto ETF bieten, der auch auf lange Sicht Renditen erzielt.
Wie werden die Erträge besteuert?
Bei ETFs gilt in Deutschland die Abgeltungs- oder Kapitalertragssteuer. Diese beläuft sich auf 25 %, egal, wie hoch die Gewinne sind. Dazu kommt der Solidaritätszuschlag mit 5,5 % auf die Steuer. Besteuert werden Zinsen, Dividende und Kursgewinne.
Es handelt sich um eine Quellensteuer. Das bedeutet, dass die Steuern direkt dort abgezogen werden, wo die Gewinne realisiert werden. In diesem Fall beim Broker oder der Depotbank. Sie müssen sich daher um die Steuererklärung keine großen Gedanken machen. Die Steuern wurden bereits entrichtet, nachdem Sie die Gewinne realisiert haben.
Weiterhin besteht ein Freibetrag von 801 Euro für Einzelpersonen und 1.602 Euro für Ehepaare. Solange die Gewinne unter diesen Werten liegen, sind sie steuerfrei. Sobald allerdings in einem Jahr 801 Euro eingenommen wurden, werden die Gewinne besteuert.
Möchten Sie, dass der Broker den Freibetrag berücksichtigt, dann müssen Sie dazu häufig einen Freistellungsauftrag stellen. Oftmals lässt sich das online erledigen. Erst dann wird der steuerfreie Gewinn nicht berücksichtigt.
In Österreich fällt für Gewinne auf ETFs grundsätzlich eine Kapitalertragssteuer von 27,5% an.
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Über den Autor: Jens Ischebeck ist Betreiber der Webseite cryptoeinfach.de. Ziel der Seite ist es, Bitcoin und Kryptowährungen einfach und verständlich zu erklären und die Chancen dieser neuen Technologie zu erläutern. Außerdem ist er sehr gefragter Antwort-Geber auf Quora.