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FAQ: Kryptowährungen und das Thema Nachhaltigkeit

Viel ist bereits zum Thema Krypto und Nachhaltigkeit gesagt worden. Und nur selten Gutes. Zu Recht? Was hat Kauf von Bitcoin generell mit Strom zu tun? Und warum gilt Proof of Stake, das gerade Cardano-Investments zu boosten scheint, als nachhaltiger?

Bei den Stromkosten und dem Energieverbrauch von Kryptowährungen werden häufig einige fundamentale Aspekte vergessen: Energie ist nicht gleich Energie. Bitcoin ist wesentlich nachhaltiger, als seine Kritiker ihm zugestehen.


Wie hängen Bitcoin und Stromverbrauch zusammen?

Für den hohen Stromverbrauch sind in erster Linie die Miner verantwortlich. Beim Proof of Work Mining müssen die Miner und ihre Hardware den Arbeitsnachweis erbringen, um einen neuen Block schaffen zu dürfen, in dem die neuen Transaktionen gebündelt sind.
 
Dabei gilt es, den Hash-Wert innerhalb des Blockes zu finden. Dieser ist mit dem SHA-256-Algorithmus verschlüsselt und seine Schwierigkeit passt sich regelmäßig an, abhängig von der Aktivität innerhalb des Netzwerkes.
 
Im Sekundentakt führt die Hardware Zufallsberechnungen durch, um den versteckten Wert zu finden. Ist das geschehen, dann wird der Block bestätigt und die Miner erhalten neu geschaffene Bitcoin als Belohnung.

Wieviel Strom benötigt der Bitcoin in Summe?

Wie viel Strom Bitcoin und sein riesiges, weltumspannendes Netzwerk aus Minern, die auch die Transaktionen an Kryptobörsen ermöglichen, tatsächlich verbraucht, lässt sich bis zu einem gewissen Grade berechnen, beruht am Ende dennoch auf Schätzungen. Die Berechnungen schwanken zwischen 119 Terawattstunden (Cambridge Bitcoin Electricity Consumption) und 77,78 Terawattstunden (digiconomist).
 
Damit wiese Bitcoin den Stromverbrauch eines kleineren, europäischen Landes auf. Zum Vergleich: Die Niederlande verbraucht durchschnittlich etwa 111 Terawattstunden und die Schweiz 56 Terawattstunden. Je nachdem, welcher Berechnung man folgt, könnte der Strom für das gesamte Bitcoin-Netzwerk dazu genutzt werden, eines der beiden Länder für ein Jahr mit Energie zu versorgen.
 
Berechnungen dieser Art sind möglich, weil wir genau wissen, wie hoch die jetzige Hash-Rate sowie die Hash-Rate der vergangenen Blöcke ist. Diese Daten werden transparent und für jeden einsehbar auf der Blockchain aufgezeichnet.
 
Wer sich zum Thema Klimakrise engagiert, dem wird damit Bitcoin und sein Netzwerk ein Dorn im Auge sein. Während Nationen rund um den Erdball versuchen, ihre Emissionen zu senken, kann doch nicht gleichzeitig ein dezentrales Zahlungsnetzwerk entstehen, welches gewaltige Mengen an Strom verbraucht. Dabei ist das alles nicht so einfach.

Warum sind die Schätzungen zum Stromverbrauch so unterschiedlich?

Dass die Daten allerdings so weit auseinandergehen, hat seinen Grund. Denn letztlich wissen wir nur die Hash-Rate, doch wir wissen nicht, welche Stromquellen die jeweiligen Miner verwendet haben, als sie diesen Block geschaffen hatten.
 
Dabei macht es einen großen Unterschied, ob ein Miner zu den Strompreisen in Deutschland neue BTC geschürft hat oder zu Strompreisen in den günstigen Regionen Chinas. Zugriff auf diese Daten haben wir letztlich nicht, wir können nur schätzen.
 
Wer Bitcoin also als Klimasünder darstellen will oder die Kryptowährungen eh nie mochte und nur nach Gründen sucht, sie zu kritisieren, der kann sich die Daten so zurechtbiegen, wie es ihm beliebt. Freilich gilt das auch andersherum: Krypto-freundliche Quellen werden die Zahlen eher herunterspielen.

Besteht di Chance, dass der BTC nachhaltiger wird?

Es gibt einen wichtigen Aspekt, der nicht unterschlagen werden darf: Bitcoin verfügt über eine Nachhaltigkeit, die andere Industriezweige nicht aufweisen können. Denn wie Studien wie etwa des Bitcoin Mining Councils ergeben, nutzt die Kryptowährung häufig grüne Energien.
 
Das Netzwerk von Bitcoin hat einen großen Vorteil, den andere Industriezweige nicht haben: Es ist örtlich nicht gebunden. Die Miner können ihre Hardware an jeden Ort der Welt bringen und dort ihre Serverfarmen betreiben. Und es zieht sie mehrheitlich zu günstigen Strompreisen.
 
Dieses Verhalten muss nicht forciert werden, schlichte ökonomische Anreize reichen dafür aus. Der Grund, warum China lange Zeit als beliebtes Ziel von Minern galt, waren die günstigen Strompreise in Regionen wie Xinjiang, Sichuan oder der Inneren Mongolei.

Man könnte die mobile Mining-Industrie über Anreizsysteme wahrscheinlich relativ leicht lenken und so nachhaltigeren Strom für Krypto pushen.

Wie viel erneuerbare Energie wird aktuell von Minern genutzt?

Vor allem in Xinjiang wurde in den letzten Jahren massiv auf Wasserkraftwerke gesetzt. Diese produzieren häufig mehr Strom, als gespeichert werden kann. Ein Staudamm kann nur eine begrenzte Menge an potentieller Energie speichern. Die Bitcoin-Miner machen sich diesen günstigen Strom zunutze.
 
Auch bei diesen Betrachtungen sind die Zahlen mit Vorsicht zu genießen, doch die Studie des Bitcoin Mining Councils geht davon aus, dass der Strom für Bitcoin aus mehr als 50 Prozent erneuerbaren Energien besteht. Welcher Industriezweig kann eine aufweisen?

Stromerzeuger und Miner – eine Symbiose?

Bitcoin-Miner zieht es dorthin, wo der Strom billig ist. Und billig ist er häufig dort, wo er in Übermaß vorhanden ist. Ungenutzter Strom würde normalerweise in der Erde verschwinden. Für die Stromerzeuger sind die Miner willkommene Abnehmer. Also eine Win-Win-Situation.
 
Letztlich greift es zu kurz, nur auf die Stromkosten an sich zu zeigen, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht. Strom wird immer gebraucht und kann auf verschiedene Weise erzeugt ist. Wichtig sind die Quellen der Stromerzeugung und hier ist Bitcoin weitaus flexibler als viele anderen Industrien.

Wie reguliert „der Markt“ den Stromverbrauch?

Bei Bitcoin handelt es sich um ein dezentrales, globales Zahlungsnetzwerk. Wie könnte so etwas nicht große Mengen an Energie verbrauchen? Wie viel Energie verbraucht denn das globale Bankenwesen im Vergleich? Des Weiteren gibt es gute Gründe, warum Bitcoin so viel Strom verbraucht.
 
Die hohen Stromkosten garantieren die Sicherheit der Blockchain. Je größer und aktiver das Netzwerk, desto höher die Hash-Rate, die benötigt wird, um neue Blöcke zu schaffen. Bitcoin wird also immer sicherer, während auf der anderen Seite es immer kostspieliger wird, das Netzwerk anzugreifen.
 
Der hohe Stromverbrauch ist Teil von Bitcoin, ein einkalkuliertes und bewusst implementiertes Feature der Blockchain und des Netzwerkes. Im Moment sichern die 100 Terawattstunden den Reichtum von Millionen von Nutzern überall auf der Welt.
 
Letztlich geht es nicht darum, wie viel Energie Bitcoin verbraucht, sondern ob dieser Energieverbrauch gerechtfertigt ist. Darüber entscheiden jene, die Bitcoin tatsächlich kaufen, handeln, hodln oder schürfen wollen.
 
Wenn ihnen die Kryptowährung nicht nachhaltig genug ist, dann können sie sich nach Alternativen umsehen. Und das hätte den Effekt, dass der Stromverbrauch von Bitcoin unweigerlich fallen würde. Denn je weniger Nutzer und Miner, desto niedriger ist die Netzwerkaktivität und desto geringer ist der Stromverbrauch.

Gibt es Alternativen?

Selbst in Anbetracht dieser Überlegungen gibt es in der Krypto-Welt Bestrebungen, auf Nachhaltigkeit und geringe Stromkosten zu setzen. Schließlich sind nicht alle Kryptowährungen Stromfresser. Dabei kommt häufig das Thema Proof of Stake auf. (Vielleicht gute Neuigkeiten für Käufer von Ethereum – siehe unten!)
 
Beim Proof of Stake gibt es keine Miner und man braucht auch keine leistungsstarke Hardware, um einen versteckten Hash-Wert zu finden. Stattdessen entscheidet der „Stake“, eine Menge der jeweiligen Kryptowährung, darüber, welche Transaktionen verifiziert werden.
 
Diese Kryptowährungen müssen lediglich auf einer Wallet oder einer Node gehalten werden. Das Staking selbst verbraucht nur so viel Energie, wie der Betrieb dieser Geräte verbraucht. Zwar müssen Nodes rund um die Uhr laufen, aber der Energieverbrauch ist unweit geringer als beim globalen Mining-Geschäft.

Welche Coins verwenden Proof of Stake? Was sind die Nachteile?

Kryptowährungen mit Proof of Stake wären etwa EOS, Cardano, Tron (TRX), Polkadot (DOT), Solana (SOL), Cosmos (ATOM) oder Tezos (XTZ). Gerade schickt sich Ethereum an, auf Proof of Stake umzuschwenken. Nicht nur geht es dabei um die Umwelt, sondern auch um schnellere Transaktionen und geringere Gebühren.
 
Proof of Stake hat viele Befürworter, nicht nur wegen der Nachhaltigkeit, allerdings auch viele Kritiker. Zwar kann theoretisch jeder einen Stake hinterlegen und sich somit am Konsensmechanismus beteiligen („Staking“). Doch eine Zentralisierungstendenz lässt sich nur schwer leugnen.
 
Unterschiedliche Blockchain-Projekte versuchen solchen Tendenzen mit verschiedenen Mechanismen entgegenzuwirken. Reputationssysteme sollen dafür sorgen, dass schädliche Akteure ausgesperrt werden.
 
Letztlich entscheidet häufig die Höhe des Stakes darüber, wer den Staking Reward bekommt. Wer also bereits vermögend ist, der kann noch vermögender werden. Dieser Einfluss lässt sich theoretisch nutzen, um die Blockchain nach eigenen Gutdünken zu manipulieren.

Wie könnte die Zukunft von Bitcoin im Zusammenhang mit Stromverbrauch aussehen?

Während andere Kryptowährungen auf umweltschonendere Konsensmechanismen setzen, wird Bitcoin auch in Zukunft sehr viel Energie verbrauchen. Ob die Miner tatsächlich immer den grüneren Strom wählen werden, lässt sich nicht abschätzen. Sie werden gewiss nach Möglichkeit den günstigeren wählen.
 
Die grundlegenden Mechanismen von Bitcoin werden in absehbarer Zeit nicht günstiger oder nachhaltiger werden. Allerdings kann das Lightning Network dabei helfen, das Netzwerk zu entlasten. Dank dem Lightning Network können Transaktionen schneller und günstiger werden.

Das Lightning Network stammt aus 2015. Es soll für die Skalierbarkeit von Blockchaintechnologien sorgen. Die Idee ist, dass zwischen zwei Blockchainknoten ein Zahlungskanal erschaffen wird. Durch die Nutzung des Zahlungskanals für das Versenden eines Geldbetrags wird das Gesamtnetzwerk entlastet.

Beim Lightning Network werden Zahlungskanäle zwischen einzelnen Nutzern geschaffen, die sich fortan BTC senden können, ohne dabei auf die Miner angewiesen zu sein. Das ist unter anderem für Kleinstbeträge von Vorteil, da die hohen Transaktionsgebühren entfallen.
 
Auch das Lightning Network muss sich Kritik wegen mangelnder Dezentralisierung gefallen lassen, wird von vielen aber begrüßt. Das Update wird von Lightning Labs Inc. entwickelt, welches seinen Sitz im Silicon Valley hat.

jens ischebeck

Über den Autor: Jens Ischebeck ist Betreiber der Webseite cryptoeinfach.de. Ziel der Seite ist es, Bitcoin und Kryptowährungen einfach und verständlich zu erklären und die Chancen dieser neuen Technologie zu erläutern. Außerdem ist er sehr gefragter Antwort-Geber auf Quora.

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